24.03.2020
Corona - kurz und knapp - 28. März

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Arne Tittelbach-Helmrich.  

Die Kath. Kirchengemeinde und die Ev. Kirchengemeinde in Gerstungen begleitet derzeit ein sehr nachdenklicher Text:

Es war im März 2020.
Die Straßen waren leer, die Geschäfte geschlossen,

die Leute kamen nicht mehr raus.
Aber die Natur wusste nichts davon.
Und die Blumen blühten weiter.
Und die Sonne schien.
Und die Schwalben kamen zurück.
Und der Himmel färbte sich rosa und blau.
Es wurde immer später dunkel

und morgens kam das Licht früh durch die Fenster.
Es war im März 2020.
Die Jugendlichen studierten online.
Und am Nachmittag spielte man im Haus.
Es war das Jahr, in dem man nur zum Einkaufen raus gehen konnte.
Alles wurde geschlossen.
Auch die Büros, Hotels und Bars.
Die Armee begann, Ausgänge und Grenzen zu bewachen.
Es gab nicht genügend Platz mehr für alle in den Krankenhäusern.
Und die Leute wurden krank. Und manche von Ihnen starben.


Aber die Natur wusste es nicht und die Pflanzen trieben Sprossen.
Es war im März 2020.
Alle wurden unter Quarantäne gestellt.
Alte und Junge, der Gesundheit wegen.
Dann wurde die Angst echt.
Aber die Natur wusste es nicht, und die Blumen blühten weiter.

 

Es wurde wieder die Freude daran entdeckt,

gemeinsam zu essen, zu schreiben und zu lesen,

man lies der Fantasie freien Lauf und aus Langeweile wurde Kreativität.
Manche lernten eine neue Sprache.
Manche entdeckten die Kunst.
Studenten büffelten für die letzte Prüfung, die noch für den Abschluss fehlte.
Der Eine merkte, dass er getrennt vom Leben war und fand zu sich zurück.
Der Andere hörte auf, mit Arroganz zu handeln.
Der Eine schloss sein Büro und öffnete ein Gasthaus mit nur vier Personen.
Der Andere verließ seine Freundin, um seinem besten Freund seine Liebe zu gestehen.
Mancher wurde Arzt, um denen zu helfen, die es brauchten.

 

Es war das Jahr, in dem man die Bedeutung der Gesundheit und des wahren Leidens erkannte und vielleicht auch seine eigene Berufung.
Das Jahr, in dem die Welt am Ende zu sein schien
und die Wirtschaft den Bach runterging.
Aber die Welt hörte nicht auf, sie erfand sich neu.
Und die Natur wusste es nicht, und die Blumen ließen den Platz den Früchten

 

 

Und dann kam der Tag, an dem allen gesagt wurde,

dass der Notfall vorbei sei
und dass das Virus verloren hatte.
Dass wir alle zusammen gewonnen hatten.

 

Und dann gingen wir auf die Straße
mit Tränen in den Augen.
Ohne Masken und Handschuhe.
Umarmten unseren Nachbarn, als sei er unser Bruder.
Und dann kam der Sommer.
Weil die Natur es nicht wusste.
Und die Welt drehte sich und das Leben ging weiter.
Trotz allem.
Trotz des Virus.
Trotz der Angst.
Trotz des Todes.
Weil die Natur es nicht wusste.
und alle die Kraft des Lebens lehrte.

 

Am Ende wird alles gut.
Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende.

Das möchte uns ermutigen, "Es war im März 2020" gemeinsam auf dem Weg zu bleiben, miteinander zu leiden, zueinander zu stehen und auf die Hoffnung zu setzen, die wir gemeinsam als Christenmenschen mit dieser Welt teilen dürfen. Vielen Dank.

 

Arne Tittelbach-Helmrich - Gerstungen
 

Andacht Tittelbach