26.03.2020
Corona - kurz und knapp - 31. März

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Manfred Hilsemer.  

Wie wird die Welt nach „Corona“ aussehen? Wird diese Pandemie bei uns in Thüringen, hier in Eisenach Spuren hinterlassen oder wird es in 6 Monaten so sein, als ob nie etwas gewesen wäre – business as usual? Wir wissen es nicht.

 

Für mich ist aber wieder einmal eine Erkenntnis deutlich in den Vordergrund getreten: Der Mensch hat nicht alles in der eigenen Hand. Ich bin zwar von den vielen Errungenschaften begeistert, die die Wissenschaft immer wieder hervorbringt. Aber in den letzten Tagen und Wochen muss ich feststellen: Wir Menschen stoßen mit unseren Möglichkeiten an unsere Grenzen. Im Moment haben wir es mit einem unsichtbaren Feind zu tun, der mit den vorhandenen Mitteln nicht zu besiegen ist. Dieser Feind ist unbeeindruckt von den Möglichkeiten, die die Menschen, auch die Mächtigen dieser Welt in ihren Händen halten: Er lässt sich nicht von Waffen, auch nicht von Atomwaffen, einschüchtern, er lässt sich nicht mit Geld bestechen. Bis jetzt ist noch kein Mittel gegen diesen Feind gefunden worden, obwohl die Wissenschaft mit Hochdruck daran arbeitet. - Ja, der Mensch stößt an seine Grenzen!

Natürlich sollen wir das Menschenmögliche tun, damit nur wenige Menschen dem Virus zum Opfer fallen. Deshalb finde ich es auch richtig, dass wir unsere Kontakte auf ein Minimum reduzieren müssen.

 

Das führt dazu, dass wir innehalten müssen, dass wir in uns gehen müssen. Für mich ist es spürbar, dass unser öffentliches Leben wesentlich ruhiger, unaufgeregter, ja, fast friedlich abläuft. Ich habe in meinem Leben so eine Krise, so eine Herausforderung noch nicht erlebt.

 

Egal, wie sich diese Krise noch entwickeln wird. Mir ist wieder einmal die Gedankenwelt von Dietrich Bonhoeffer ganz nahe gekommen. In der Ruhe der Tage spricht sie ganz besonders intensiv zu mir.  Er, der selbst krisenhafte Kriegszeiten erlebt hat, schreibt an der Jahreswende 1942/43 folgendes auf:

„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst , sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. ….

Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum“, kein starres Schicksal, „ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“

 

Pfr. Manfred Hilsemer, Eisenach.

 

Andacht Hilsemer