31.03.2020
Corona - kurz und knapp - 4. April

Ein Wort zum Tage von Gemeindepädagogin Hildburg Specht.  

Kartoffelsuppe einmal anders

 

Da war es wieder mal so weit. Auch die Corona-Zeiten ändern nichts an dem alltäglich auftauchenden Hungergefühl und dem darauf folgenden Magenknurren. Da die gewohnten Einkaufsrituale momentan einer Einschränkung unterliegen, muss mal wieder aus dem, was vorhanden ist, ein Zaubermenü entstehen. Kartoffeln aus dem Keller, etwas übrig gebliebener Lauch und Sellerie aus der letzten Gartensaison, eine Tomate, Möhren, Gewürze.... los gehts!

 

Oh nein, das Telefon! Welch ein schrilles Geräusch in der fast mittäglichen Ruhe! Eine hochbetagte Dame aus dem Seniorenheim meldet sich mit krächzender Stimme: “Bist du gesund Mädchen?“ „Ja, es geht mir gut“, antworte ich etwas genervt. Es folgt ein Corona- Austausch-Gespräch mit Fakten und Zahlen aus den Medien. „Weißt du, ich habe entsetzliche Angst, es erwischt so oft uns Alte.“ „Das muss nicht sein“, antworte ich mit zittriger Stimme. „Keiner kann sagen was werden wird. Aber das Vertrauen auf Gott macht uns stark und mutig und lässt uns Krisen meistern.“

 

„Ja, ja Mädchen, du hast ein wahres Wort gesprochen“, erwidert die alte Dame. „Was machst du eigentlich gerade, fragt sie etwas gefasster.“ „Ich koche Kartoffelsuppe“, antworte ich. „Oh Kartoffelsuppe, und wie machst du das?“ Ich stelle den Telefonhörer in den Küchenschrank und wir beginnen gemeinsam mit meinem Vorhaben. „Erstmal schäle ich die Zwiebel und schneide sie in kleine Würfel.“ „Musst du dabei weinen?“, klingt es belustigt aus dem Hörer im Küchenschrank. Wir kichern beide. „Jetzt schmore ich die zerkleinerte Zwiebel mit etwas Öl goldgelb in der Pfanne an.“ „Warte, ich stelle es mir vor!“, höre ich es fordernd zwischen den Tellern im Schrank. „Ich kann es riechen, es duftet wundervoll.“ Es fühlt sich an, als ob sie neben mir steht und wir gemeinsam das Kochen zelebrieren. Sie ist so weit weg und doch so nah. Wir scherzen und lachen und vergessen dabei die ganze Corona-Thematik. Irgendwann ist die Suppe fertig, wir wünschen uns Gottes Segen und verabschieden uns gut gelaunt voneinander.

 

„Wundervoll, es schmeckt köstlich!“, höre ich meine Familie später sagen. „Ich hatte ja auch tatkräftige Unterstützung beim Kochen!“ und ein verschmitztes Grinsen huscht mir über das Gesicht.

 

Hildburg Specht – Gemeindepädagogin - Herda.

Andacht Specht (1)