01.05.2020
Corona - kurz und knapp - 7. Mai

Ein Wort zum Tage von Superintendent Ralf-Peter Fuchs

Jemand hat kürzlich gefragt, ob Corona eine Strafe Gottes sei. Ich weiß es nicht. Solange man noch im Fluss das Schwimmen übt, ist es nicht an der Zeit, den Lauf des Flusses als Ganzen zu überschauen. Ich weiß nur: Ein Virus hat keine Moral. Er ist nicht gut. Er ist nicht schlecht. Er ist, was er ist. Er ist ein Teil dieses verletzlichen und verwundbaren Lebens. Der Virus entscheidet nicht über Fluch oder Segen. Aber der Umgang mit dem Virus kann uns zum Fluch oder zum Segen werden.

 

Man sagt, wichtig sei jetzt der Reproduktionswert R. Dieser Reproduktionswert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Wenn dieser Wert beständig unter 1,0 sinkt, wäre das gut, sagt man. Nun ist das natürlich erst einmal nur eine Aussage über den Pandemieverlauf.

 

Vielleicht sollte man jetzt noch einen zweiten Wert einführen – einen Solidaritätswert S. Der gäbe an, wie vielen Menschen ein Mensch im Schnitt hilft. Der Zeitgeist wollte uns bisher lehren: „Wenn jeder sich selber hilft, dann ist allen geholfen“. Da bleibt unser Solidaritätswert also auf 1,0.

 

Und jetzt wäre es natürlich gut, wenn der Wert beständig über 1,0 liegt. Also: Wenn dem Gastwirt das Wasser bis zum Hals steht, lieber einmal mehr seinen Bringedienst nutzen, als bisher. Wenn die alte Frau sich nicht vor die Tür traut, lieber einmal mehr fragen, ob sie was braucht. Und so weiter und so fort - Sie wissen schon. Hauptsache wir drücken den Wert beständig über 1.0.

 

 

Ralf-Peter Fuchs - Eisenach.

Andacht Fuchs 3