14.12.2020
Lichtblick Advent - 14. Dezember

Wort und Musik zum Tage von Pfarrerin Cornelia Biesecke und Martin Biesecke (Piano)

Maria durch ein' Dornwald ging

„Maria durch ein' Dornwald ging“, so beginnt ein  Weihnachtslied aus dem 19. Jahrhundert. Die Melodie ist sehr verhalten und in Moll. Und so ganz anders als die Lieder, die ich im Kaufhaus rauf und runter höre. Nix mit Jingle bells oder Kling Glöckchen klingelingeling.

Maria ist sehr jung. Eigentlich noch ein Mädchen. Überraschend wird sie schwanger. Ein Engel hat es ihr gesagt. „Du sollst schwanger werden. Du wirst Gottes Sohn tragen und auf die Welt bringen“. „Warum gerade ich?“ mag Maria gefragt haben. „Wer bin ich denn, dass dieser Engel mich eine „Auserwählte Gottes“ nennt. Und warum ein Kind von Gott? Josef, mein Verlobter,  der soll der Vater meiner Kinder sein!“ Doch Gott hat offenbar anderes mit ihr vor. Er durchkreuzt ihre Pläne.

„Maria durch ein' Dornwald ging“ . Ein Dornwald. Das klingt nach Stacheln, nach Verletzung. Dieser hier hat nicht mal Blätter. Und vielleicht war Maria ja genauso: Verletzlich. Vielleicht auch beschämt. Weil es sich nicht gehörte, ein Kind zu bekommen, weiß Gott von wem.

Auf vielen Bildern ist Maria dargestellt als stille junge Frau, die sich fügt in das, was ihr geschieht. War sie wirklich so? Wenn ich das Lied höre, habe ich eine andere Maria vor Augen. Eine fragende, eine unsichere.  Aber sie geht durch den Dornwald. Und am Ende erzählt das Lied, dass die Dornen Rosen getragen haben. Aus spitzen, verletzenden Dornenpflanzen wachsen duftende Blüten. Wo Gott lebt, da kann sich alles verändern. Da kann das Leben blühen.

Cornelia Biesecke, Pfarrerin in Eisenach.

C. Biesecke - Andacht 3