19.12.2020
Lichtblick Advent - 19. Dezember

Wort und Musik zum Tage von Pfarrerin Kathrin Stötzner und Kirchenmusikdirektor Christian Stötzner

In diesen Tagen denke ich oft daran, was die Schauspielerin Iris Berben einmal über Weihnachten geschrieben hat:

"Wütende und missmutige Menschen, die durch die Straßen irren, weil sie noch keine Geschenke haben. Streitsüchtige Schwiegermütter, die sich in den Teig der Vanillekipferln einmischen. Rechthaberische Ehemänner, die auf der Suche nach dem Christbaum den Sinn des Lebens in Frage stellen. Pubertierende Jugendliche, die nicht auf Befehl schenken wollen . . . Alle Jahre wieder: Wie viele Witze muss Weihnachten ertragen, wie viel Protest, Streit und Frust, seelische Zusammenbrüche, ideologische Entwürfe . . . Aber keiner kommt daran vorbei, niemand kann sich freimachen von Weihnachten. Auch der nicht, der zornig sagt: "Ich? Ich mache Weihnachten gar nichts." Also auch der macht an diesem Abend deshalb nichts, weil Weihnachten ist ... Wunderbar: Weihnachten ist unerschütterlich."

Ich finde, Iris Berben hat recht. Trotz aller Unsicherheiten und Sorgen, trotz der Corona-Pandemie und hartem Lockdown: Weihnachten fällt nicht aus und niemand von uns muss Weihnachten retten. Auch wenn wir es in diesem Jahr anders feiern als sonst - Weihnachten ist unerschütterlich. Genauer: Die Weihnachtsgeschichte, also das, was vor 2000 Jahren in Israel geschehen ist, das ist unerschütterlich und zugleich unbegreiflich. 

Als die Hirten und die Weisen im Stall von Bethlehem eintreffen, da ahnen sie, dass etwas geschehen ist, was die Welt verändert:

In diesem kleinen Kind wird Gott ein Mensch, damit wir Menschen nicht uns selbst überlassen bleiben. 

Im Dunkel der Nacht kommt Gott zur Welt, damit wir mit unseren Dunkelheiten nicht allein bleiben.

In einem Stall lässt Gott sich finden - fernab von denen, die ihre Macht mit Waffen verteidigen - weil echte Veränderungen nur möglich sind ohne Gewalt.

Heruntergekommene Hirten und weitgereiste Wissenschaftler stehen gemeinsam an der Krippe, weil Gott uns alle meint: die Wohlhabenden und die Armen, die Erwachsenen und die Kinder, die Gesunden und die Kranken, die Erfolgreichen und die Enttäuschten, die Einsamen und die Gutvernetzten, die Einheimischen und die Fremden, die Sorgenvollen und die Optimisten.

Seine Liebe stellt keine Vorbedingungen und vermag gerade deshalb Menschen zu verändern – damit nicht alles so bleibt, wie es schon immer war.

Und wenn in diesen Tagen die Weihnachtsgeschichte unsere Herzen berührt, dann deshalb, weil sie nichts von ihrer tiefen Wahrheit verloren hat. Gottes "Ja" zu uns Menschen gilt – darum ist Weihnachten unerschütterlich. 

K. Stötzner - Andacht