27.05.2020
Corona - kurz und knapp - 29. Mai

Ein Wort zum Tage von Pfarrerin Bettina-Anett Blume-Baum

Pfingsten hat unsere Kirche Geburtstag und das gilt es zu feiern, aber nicht als großes Event, sondern als eine Feier der Herzen, um wirklich zu verstehen, was dies bedeutet, dass der Heilige Geist, der Geist der Liebe, wirkt, der das Leben wandeln will, damit es gutes Leben für alle sein darf, die ganze Schöpfung, Pflanzen, Tiere und uns Menschen.

Der TV- Moderator Peter Hahne hat diesen Gedanken einmal so schön formuliert. „Stille“, sagt er, „Stille ist die Arbeitszeit des Heiligen Geistes“.  In dieser Stille haben wir in den letzten beiden Monaten gelebt. Ein schöner Gedanke, sie trotz allem „wenn und aber“ als Arbeitszeit des Heiligen Geistes zu sehen.

Aber gerade diese stille Zeit stellt uns viele neuen Fragen. Fragen, die in der ständigen Betriebsamkeit des Lebens, vor Corona - so möchte ich es heute einmal nennen - keinen Platz fanden. Fragen wie diese: Ist mein Lebensplan nicht völlig aus dem Runder gelaufen - Termine, Termine, dazwischen ein voll durchgeplantes Wochenende, wo war die Zeit, um zu leben für die unzähligen schönen Sonnenuntergänge, für Ruhe, für das Spiel, für die Leichtigkeit des Lebens? Was brauche ich wirklich. um glücklich zu sein und wovon hängt mein Glück ab, von den Kilometern, die zwischen meinem Heimatort und dem Urlaubsort liegen, oder von der Größe des Autos, mit dem ich in den Urlaub fahre? Was bedeutet mir Glück und kann ich dieses unter dem Vielerlei des Alltags überhaupt noch finden?

Ich denke, wer von uns das Geschenk der Stille dieser Zeit, in welcher Form auch immer, angenommen hat, in diesen Tagen, hat auf manche Fragen auch eine ganz neue unerwartete Antwort bekommen. Ich selber freue mich immer sehr, wenn ich nun Menschen treffe, die diese neuen Antworten in ihr  Tun und Lassen fließen lassen. Zum Beispiel viele junge Familien, die nicht mehr in den Centerpark fahren, sondern mit ihren Kindern im Wald Picknick machen und die Väter mit ihren kleinen Jungen Flitzebogen bauen, um sich selbst zu fragen: Ist das nicht schön, vielleicht doch schöner, als stundenlang im Stau auf der Autobahn zu stehen, nun im Wald zu sein und den Vögeln zuzuhören bei ihrem großartigem Sonntagskonzert. Ich selbst möchte diese stille Zeit, die Zeit des Heiligen Geistes nicht missen, denn er hat ganze Arbeit getan, aber es liegt natürlich an uns, dies auch sehen zu wollen, um unser Leben wieder einmal ganz neu beseelen, beleben zu lassen, um genau hin zu schauen, was fehlt mir vielleicht. Ist es vielleicht doch weniger, als gedacht, was mich zufrieden lächeln lässt. Pfingsten feiern wir das Wirken des Heiligen Geistes, er ist ein Geist der Liebe, der Verständnis für das Leben miteinander schaffen will, für ein Leben des Respektes und der Achtung für jeden Menschen, aber auch für jeden Käfer, jede Blume.

In diesem Sinne wünsche ich uns  allen ein gesegnetes Pfingstfest.

Bleiben Sie alle gesegnet und gut behütet.

Bettina-Anett Blume-Baum - Gospenroda

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