28.04.2020
Corona - kurz und knapp - 4. Mai

Ein Wort zum Tage von Pfarrer Christian Müller

Fynn Kliemann ist Musiker, Youtuber und ein Mensch mit vielen Ideen. Sein größtes Projekt ist das Kliemannsland. Das ist ein alter Bauernhof irgendwo in Niedersachsen. Mit vielen anderen zusammen hat er hier einen Ort geschaffen, an dem man seine Ideen umsetzten kann. Jeder der will, kann hierher kommen und sich und seine handwerklichen Fähigkeiten ausprobieren. Für schöne Dinge oder auch Sachen, die einfach verrückt sind. Dabei ist es wichtig, dass alle zusammen arbeiten und keiner der Chef ist. Es ist da eine ganz besondere Gemeinschaft entstanden. Da kommen die kreativsten Dinge heraus. Doch so manches ist auch ziemlich chaotisch.

Für einen Tag im Jahr hat Fynn Kliemann den „Mach-deine-Scheiße-Tag“ ausgerufen. An dem Tag soll alles, was im letzten Jahr liegen geblieben ist, aufgeräumt oder repariert werden. Da kommt bei ihm so einiges zusammen. Da müssen die Dachrinnen gereinigt werden, der Lagerraum braucht einen neuen Fußboden, oder die Lampe muss neu befestigt werden.

Doch nicht nur bei ihm gibt es Dinge, die liegen bleiben.

Als im März deutlich wurde, dass es in unserem Leben Einschränkungen geben wird und wir nicht wissen, wie lang sie andauern sollen, habe ich mir vorgenommen, auch meine „Mach-deine-Scheiße-Tage“ auszurufen. Einfach mal das tun, was lange liegen geblieben ist. Das Büro und der Flur brauchen neue Farbe, die Bücher und Akten müssen mal durchsortiert und die alten Bilder-CDs durchgeguckt werden. Auch der Garten soll in diesem Jahr besonders schön werden. Dazu kommen die vielen kleinen Dinge, die irgendwann einfach mal passieren müssen, am besten jetzt, wenn es doch alles ruhiger wird! Und dann gibt es ja noch die Bücher, die darauf warten, gelesen zu werden!

Pläne kann man gut machen, die Farbe ist auch schnell gekauft, doch die Umsetzung der Pläne ist schon viel schwerer. Denn so ruhig sind die Zeiten dann doch nicht. Vieles passiert, nur eben anders. Mehr Telefon und weniger Begegnung, mehr organisieren, was man wie machen kann. Dazu kommen die Kinder, die zu Hause sind und auch ihre Zeit beanspruchen.

Es braucht auch jetzt einige Disziplin, um die liegengebliebenen Dinge anzupacken. Doch ich habe inzwischen schon einiges geschafft. Der Anfang ist gemacht. Und das Gefühl, Sachen erledigt zu haben, die mich schon immer geärgert haben, ist richtig wohltuend.

Zu den wohltuenden Dingen dieser Zeit gehört für meine Frau und mich das allabendliche Gebet in der Kirche. Auch wenn es mit Hürden verbunden ist, als Gemeinde zusammenzukommen, so dürfen wir doch füreinander und für die vielen Menschen, die es nötig haben, vor Gott einstehen. Auch dafür ist nun etwas mehr Zeit als sonst.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie vielleicht auch diese zwangsweise ruhigere Zeit nutzen können für all die Dinge, für die sonst keine Zeit ist. Vielleicht auch für das ausführliche tägliche Gebet.

 

Christian Müller.

 

Kirchengemeinde Neukirchen im Wartburgland

Lerchenberger Str. 22

99817 Eisenach

Andacht 2 Ch. Müller