23.12.2020
Lichtblick Advent - 23. Dezember

Ein Wort zum Tage von Gemeindepädagogin Bärbel Höfling

In dieser Advents- und bevorstehenden Weihnachtszeit ist vieles anders als wir es sonst gewohnt sind. So hört man hier und da schon Stimmen, die sagen: „Mir ist es dieses Jahr nicht so richtig nach Weihnachten!“ Die Gründe, die dafür genannt werden, sind nicht nur der fehlende Glühweinstand und die menschenleeren Einkaufsmeilen. Es wird durchaus Schwerwiegenderes ins Feld geführt. Ja, dieses Jahr ist vieles anders! Aber war das nicht auch schon so als es zum ersten Mal Weihnachten geworden ist?

Die biblischen Weihnachtserzählungen sind bei genauer Betrachtung keine romantischen Geschichten. Josef muss mit seiner hochschwangeren Maria den beschwerlichen Fußweg von Nazareth nach Bethlehem gehen. Und warum? Wegen einer staatlichen Verordnung, der Volkszählung des Kaisers Augustus. Keine Verordnung zum Schutz der Menschen, wie heute, sondern nur zum Vorteil des römischen Kaisers. Nach dem langen Weg endlich in Bethlehem angekommen, finden Maria und Josef nicht einmal eine Unterkunft. Nur ein Stall bleibt ihnen. An diesem wenig romantischen Ort wird dann auch noch das Kind geboren. Es wird in eine Futterkrippe gelegt, weil es an allem Nötigen fehlt. Auch die Situation der beschriebenen Hirten ist alles andere als festlich. Sie sind bei der Arbeit, sie haben Nachtschicht. Das ist alles wenig weihnachtlich. Trotzdem ist es damals zum ersten Mal Weihnachten geworden.

Wenn ich so darüber nachdenke, beginnt mich die Frage zu bewegen: „Es ist nicht wie gewohnt und trotzdem Weihnachten oder vielleicht gerade deshalb Weihnachten?“ Unsere weihnachtlichen Bräuche und Gewohnheiten sind schön und hilfreich. Aber sie bergen auch die Gefahr, dass es wie gewohnt, also wie immer, ist. Aber Weihnachten ist nicht wie immer. Weihnachten ist überraschend, außergewöhnlich, überwältigend, da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: „Auch mir ist dieser Heiland geboren, nicht irgendwann oder irgendwo, sondern gerade jetzt und hier, in meiner jetzigen Situation, mag sie auch so anders als gewohnt sein. Das ist es, was die Hirten erleben und sie mit großer Freude erfüllt. Bleiben wir wachsam für das Überraschende und Außergewöhnliche!

Gott segne Sie! Bärbel Höfling.

B.Höfling - Andacht (2)