24.12.2020
Lichtblick Weihnacht - Heilig Abend, 24. Dezember

Wort und Musik zum Tage von Vikarin Friederike von Bibra und Kantorin Anna Fuchs-Mertens

Wie wird Weihnachten, wenn es anders wird als sonst?! Schlechter? Dazu habe ich eine circa 100 Jahre alte, wahre Geschichte als Ermutigung. Mein Urgroßvater Willy Geyer hat aufgeschrieben, was sein Vater ihm und seinen Geschwistern immer wieder erzählt hat:

„Es war im Herbst 1918, kurz vor Kriegsende, als mein Vater zusammen mir vielen Kameraden in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Die entwaffneten Männer wurden in einer großen, niedrigen, völlig leeren Halle eingeschlossen; nichts was da als der blanke Betonboden – zum Sitzen, Liegen und Schlafen; dazu wurde jedem Gefangenen eine Decke ausgehändigt.

Es wurde Advent, es wurde Weihnachten, die Männer waren immer noch in der kalten Halle, auch am Heiligen Abend. Zu essen gab es an diesem Tag einen wässrigen Reisbrei – einige der Bewacher spuckten vor dem Servieren noch rasch auf den Teller, die Stimmung war trostlos. Wer seinen Teller ausgegessen hatte, zog sich die Decke über den Kopf und versuchte zu schlafen… ohne Erfolg, so auch mein Vater. ‚Nichts war zu hören im Raum‘ erzählte er uns später ‚als das Schluchzen einiger Männer…‘

Nach einer Weile überfiel ihn ein Gedanke: ‚Es ist ja heute wie damals an Weihnachten! Was liegst du unter deiner Decke, statt deinen Kameraden die frohe Botschaft zuzurufen!‘

Er war auf einmal so froh – so froh wie ein Hirte auf dem Feld. Drum kroch er unter seiner Decke hervor und rief: ‚Fürchtet euch nicht, liebe Brüder, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.‘ Und dann öffnete er ihnen die Augen: dass sie nämlich genau wie die Hirten auf dem Felde auf dem kalten Boden lägen, arm und getrennt von ihren Lieben. ‚Die Weihnachtsbotschaft gilt uns heute so besonders wie noch nie!‘ Da streckten die Männer die Köpfe aus ihren Decken und hörten der Weihnachtspredigt zu wie vielleicht noch nie. Sie sangen Weihnachtslieder, beteten zusammen. Danach erzählten sie sich, wie bei jedem von ihnen zu Hause Weihnachten gefeiert wird.

Immer beendete mein Vater seine Geschichte mit den Worten: ‚Das war mein schönstes Weihnachtsfest‘.“

 

 

Musik: O du fröhliche .. Fidelrunde Bundweis, Orgel: Anna Fuchs-Mertens

 

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