09.12.2020
Lichtblick Advent - 9. Dezember

Wort und Musik zum Tage von Superintendent Ralf-Peter Fuchs und Martin Biesecke (Piano)

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! (Lukas 1.28)

Ich liebe es, mir vorzustellen, dass es ein ganz gewöhnlicher Tag war. Dass sie sich - als der Engel beim Eintreten ihr Tun unterbrach- mit dem Arm schnell über den Mund fuhr, mit dem sie gerade die Suppe gekostet hatte, flink ihre Finger am Schürzenzipfel abwischte, die Frisur etwas zurechtrückte, um dann den Worten des Engels zu lauschen. Und vielleicht war ihre Reinheit vor allem ihr Erstaunen, ihre Verwirrung, ihr Zweifel dass ER, der Gott allen Lebens, sie gesehen, gesucht und erwählt hat.

Ich wünschte, dass der Engel dort eingekehrt sei, wo das Leben sich in gewohnten Bahnen abspielt. Vielleicht würde man dann leichter begreifen, was man im Glauben weiß, dass Gott jeden Tag kommen kann, auch zu mir, auch zu Dir, um zu sprechen: Sei gegrüßt, du Begnadete, - Sei gegrüßt, du Begnadeter, der Herr ist mir Dir.

In der Weihnachtsgeschichte gilt diese Anrede Maria in besonderer Weise. In der Alltagsgeschichte kann sie einem jeden Menschen gelten. Meist schauen wir aber nur auf das, was uns fehlt und wo wir nicht so gut sind. Das ist vermutlich nicht sehr klug.  Stattdessen sollten wir dem Blick des Egels zu folgen und auf das sehen, womit wir begnadet sind, welches Talent uns gegeben ist, womit wir beschenkt sind

und welche Schönheit wir vor Gottes Augen haben.

Und wenn Ihnen das schwer fällt, fragen Sie einmal einen freundlichen Menschen. Die sehen das oft besser, als wir.

 

 

Superintendent Ralf-Peter Fuchs – Musik von Martin Biesecke – Improvisation über „Wie soll ich dich empfangen“.

R.P. Fuchs Andacht+Wie soll ich dich empfangen